Blüte und Niedergang

Blüte und Niedergang Titelbild

    Ende des 18. Jahrhunderts kam es durch die Revolution und die Industrialisierung zu einer Ablösung der älteren bürgerlichen Führungsschichten durch neue wirtschaftliche Eliten, wodurch die Bourgeoisie und das Bildungsbürgertum aufkamen. In Europa erlebte der Adel vom Hochmittelalter bis ins späte 18. Jahrhundert seine Blütezeit. Seine Rolle in der ständischen Gesellschaft veränderte sich jedoch bis zur Zeit des Absolutismus immer wieder.

    Frühes Mittelalter

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    Im frühen und im hohen Mittelalter setzten die Landesherren für ihre Amtsgeschäfte überwiegend Geistliche ein, denn diese waren in der Lage, auf Latein zu schreiben und zu sprechen. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert beschäftigten sie vermehrt auch Bürger, die ebenfalls des Lateinischen mächtig waren. Diese Bürger stiegen dann oft selbst durch Adelsbriefe in den Adel auf. Wenn es ihnen nicht gelang, zusätzlich Grundbesitz zu erwerben, was als die wirtschaftliche Grundlage des Adels galt. Dann blieben sie häufig als sogenannter „Briefadel“ unter sich. Durch den Wechsel vom ritterlichen Heer der feudalen Vasallen zum Berufssöldnerheer wurde im 14. Jahrhundert ein wirtschaftlicher Niedergang des Adels initiiert.

    Zeitgleich entwickelten sich in den prosperierenden Städten die kaufmännischen Führungsschichten zu Patriziern. In vielen europäischen Handelsstädten war dies der Fall, wobei sich einige von ihnen zu unabhängigen Stadtstaaten oder zu Handelsrepubliken entwickelten. Der Stadtadel wurde auch formal nobilitiert, übernahm teilweise adeligen Grundbesitz und beanspruchte die Gleichberechtigung und Adelszugehörigkeit für sich. Ein Beispiel hierfür war das Patriziat in Nürnberg. An der Spitze solcher Stadtaristokratien befanden sich die „Adelsrepubliken“.

    Die Herrschaft im Absolutismus lag in den Händen der jeweils regierenden Fürsten. Diese bauten ihre höfischen Staaten zunehmend komplexer aus und gaben damit dem Niederadel weitere Möglichkeiten, gewinnbringende Positionen mit großem Einfluss zu erlangen. Der wohl bekannteste absolutistische Herrscher war Ludwig XIV., auch bekannt als der “Sonnenkönig”. Mit dem Palais von Versailles und seiner Residenzstadt errichtete er das erste und ultimative Vorbild eines absolutistischen Hofes und wurde damit anschließend in vielen Ländern Europas imitiert.

    Noblesse de Robe

    Gleichzeitig entwickelte Ludwig XIV. ein ausgeklügeltes Hofzeremoniell, mit dem er die sogenannte „noblesse d’épée“ beschäftigte. Dieser umfasste den hochrangigen und wohlhabenden Geburtsadel. Er übergab außerdem die leitenden Ämter der Staatsregierung an die sogenannte „noblesse de robe“. Diese war wiederum eine neuartige Amtsaristokratie, der auch gebildete Bürgerliche angehören durften, welche finanziell auf das Wohlwollen des entsprechenden Herrschers angewiesen waren.

    Aufgrund der Hofetikette mussten die wohlhabenden Adligen nunmehr viel Geld für ihre Bekleidung aufbringen und zudem viel Zeit für vornehme Bälle und weitere Festveranstaltungen opfern. Dies hielt sie davon ab, ihre Macht in ihren Territorien geltend zu machen. Niemand, der von der königlichen Gnade abhängig war, wollte es jedoch riskieren, bei diesen Feierlichkeiten zu fehlen. Daher blieb die politische Macht stets bei Ludwig dem XIV. Dieses System wurde im Heiligen Römischen Reich von den Landesherren bis hinunter zu den Duodezfürsten nachgeahmt.

    Sowohl der hohe Adel als auch der niedere baute sich prunkvolle Adelssitze oder sogar Schlösser inklusive ganzer Parkanlagen, Theater und auch Kirchen. So wurde auf der einen Seite zu dieser Zeit zwar die deutsche Kulturlandschaft stark bereichert. Die Finanzen der einzelnen Länder litten jedoch stark darunter. Gleichzeitig bildeten sich seit dem 17. Jahrhundert auch neuere bildungsbürgerliche Oberschichten heraus, die nicht zum Adel gehörten und auch nicht das Verlangen hatten, in diesen aufzusteigen. Sie wurden dennoch manchmal als „bürgerlicher Adel“ bezeichnet. Hierzu gehörte auch der hanseatische Adel.

    In Großbritannien hatte die Gentry seit dem späten Mittelalter das zunehmend einflussreiche Unterhaus dominiert, während sie im späten 18. Jahrhundert das Großbürgertum in Frankreich dominierte. Im Zuge der Französischen Revolution übernahmen reguläre Bürger in Frankreich zunehmend staatliche und gesellschaftliche Funktionen. Nach dem „Bürgerkönig“,  ging auch dort die politische Macht endgültig an das Bürgertum über, während sie anderenorts noch länger beim Adel blieb.

    Auch in wirtschaftlicher Hinsicht beendete die Befreiung der Bauern zu Beginn des 19. Jahrhunderts das alte Feudalsystem. Grundbesitzende Adelige lebten nun nicht mehr in erster Linie von Dienstleistungen. Sie waren stattdessen gezwungen, sich zum Beispiel als Agrarunternehmer zu etablieren. Allerdings konnten im Deutschen Reich die Einfuhrzölle die Folgen davon abmildern. Die bürgerliche Ausbildung in der Wirtschaft und der Wissenschaft erwies sich mit dem Aufstieg des Kapitalismus und der Industrialisierung langfristig als wettbewerbsfähiger als die Ausbildung des Adels. Diese war bis dahin für traditionelle Adelsberufe wie die der Landwirte oder Offiziere ausgelegt.

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