Der Begriff italienischer Adel bezieht sich auf den Adel des Landes und wurde erstmals während der Herrschaft des Königreichs Italien (1861-1946) verwendet. Der Adel in Italien hatte sich im Laufe der Zeit wegen der Territorialisierung von Italien unterschiedlich entwickelt, und mit dem Ende der Monarchie wurden die Adelstitel abgeschafft. Die Struktur des italienischen Adels war anders als zum Beispiel die des deutschen oder französischen Adels. Beeinflusst wurde die Entwicklung des italienischen Adels durch das Lehns- und Erbrecht des Mittelalters und durch regionale politische, soziale und wirtschaftliche Verhältnisse.
Italienischer Adel
Der Begriff italienischer Adel bezieht sich auf den Adel des Landes und wurde erstmals während der Herrschaft des Königreichs Italien (1861-1946) verwendet. Der Adel in Italien hatte sich im Laufe der Zeit wegen der Territorialisierung von Italien unterschiedlich entwickelt, und mit dem Ende der Monarchie wurden die Adelstitel abgeschafft. Die Struktur des italienischen Adels war anders als zum Beispiel die des deutschen oder französischen Adels. Beeinflusst wurde die Entwicklung des italienischen Adels durch das Lehns- und Erbrecht des Mittelalters und durch regionale politische, soziale und wirtschaftliche Verhältnisse.
Die Entwicklung
In Nord- und Westeuropa ging der italienische Landadel aus dem mittelalterlichen Feudalsystem hervor. In Süditalien unterlag er jedoch anderen Gesetzmäßigkeiten als im Norden. Der Stadtadel, der sich aus wohlhabenden Kaufmannsfamilien und zum Handel übergetretenen Rittergeschlechtern zusammensetzte, schlug einen ganz anderen Weg ein.
Im frühen Mittelalter kam es in Italien infolge der Völkerwanderung und des Untergangs des Weströmischen Reiches zu einer Territorialisierung. Die oberitalienischen Territorien wurden durch die Verbindung des italienischen Königreichs mit Ostfrankreich durch Kaiser Otto I. ab 951 zu Fahnlehen des Heiligen Römischen Reichs. Man bezeichnete sie als Reichsitalien. In Oberitalien waren die Adelshäuser, die in dieser Zeit regierten, relativ lose an den Kaiser gebunden. Die mächtigsten Dynastengeschlechter starben zum großen Teil früh aus bzw. splitterten sich auf. Damit zerfielen auch die bis ins Hochmittelalter bestehenden feudalen Territorien.
Die Kommune war für die Entwicklung des norditalienischen Adels seit dem Hochmittelalter von entscheidender Bedeutung. Entlang altrömischer Transitwege gab es ab dem 10. Jahrhundert wachsende Gemeinden, die durch landwirtschaftliche Produktion und Handel wohlhabend geworden waren. Seit Beginn des 11. Jahrhunderts begannen sie, politisch eigenverantwortlich zu handeln und sich sowohl vom Kaiser als auch von den Markgrafen zu emanzipieren. Der kleine oberitalienische Landadel wurde durch den Reichtum des städtischen Fernhandels angezogen. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts zog er in die Städte und begann, sich im Handel zu betätigen, indem er Handelshäuser baute oder Bankgeschäfte gründete.
Im Hochmittelalter war der Adelsbegriff noch etwas unklar, und die Beziehung zwischen dem Patriziat einer Stadt und ihrem Herrn – ob Fürst oder Bischof – blieb dynamisch. Die Kaufleute des Fernhandels, die bürgerlicher und ritterlicher Herkunft waren, vereinten sich bald in der Kaste der Patrizier. Die Patrizier, die die Sitze im Stadtrat innehatten, versuchten, den Zugang zu Regierungsämtern zu beschränken. Im Gegensatz dazu war es dem Adel in anderen europäischen Ländern unter Androhung des Verlusts seiner Privilegien untersagt, Handel zu treiben. Anders als in z. B. Deutschland und Frankreich konnten in Italien sogar Handwerker zum Ritter geschlagen werden.
Die städtischen Führungsschichten, die durch den Handel beträchtlichen Reichtum anhäuften, erweiterten ihren Besitz auf Kosten der feudalen Grafschaften des Mittelalters und der Baronien im Umland. Daher besaßen einige der älteren Grafen- und Markgrafengeschlechter im Laufe des Mittelalters nur noch kleine Ländereien, die sie ihr Eigen nennen konnten.
Im Gegensatz dazu stiegen im Spätmittelalter die patrizischen Kaufleute durch Landbesitz und andere Mittel in den Status eines Quasi-Adligen auf. In der Neuzeit konnten Einzelpersonen Adelsbriefe erwerben.
Reichsitalien
Der norditalienische Hochadel leitete seinen Herrschaftsanspruch von den Fahnenlehen des Heiligen Römischen Reichs ab. Die kaiserlichen Lehen in Italien wurden Reichsitalien genannt, und ihre Herrscher gehörten zu den Reichsfürsten. Seit dem Hochmittelalter zerfielen die kaiserlichen Besitzungen in Oberitalien in zahlreiche Lehen.
Adel des Heiligen Stuhls
Im mittelitalienischen Kirchenstaat gab es sowohl einen Feudal- als auch einen Briefadel. Der Heilige Stuhl (ein besonderes Völkerrechtssubjekt, nicht zu verwechseln mit dem Vatikanstaat) und die Republik San Marino sind seit ihrer Gründung in der Lage, Adelswürden zu verleihen. Beim Heiligen Stuhl ist dies allerdings seit dem Pontifikat von Johannes XXIII. nicht mehr der Fall gewesen.
Adlige Rangstufen in Italien
Die italienischen Rangstufen ähnelten denen in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und Großbritannien: Principe (Fürst), Duca (Herzog), Marchese (Markgraf), Conte (Graf), Barone (Baron) und Nobile („Herr von“). Die beiden höchsten Titel, Herzog und Fürst, waren vererbbar, aber nur der Erstgeborene konnte sie erben. Die anderen Söhne übernahmen die Titel von anderen Familiengütern
Gegenwart
Mit der Abschaffung der Monarchie im Jahr 1946 verlor der italienische Adel seinen rechtlichen Status. Der päpstliche Adel ist jedoch auch heute noch gültig. Adelspartikel, wie de oder di, wurden zu Bestandteilen des Namens, aber nicht die Rangbezeichnungen, wie z. B. Barone. Diese werden aber weiterhin von Familien inoffiziell geführt und öffentlich verwendet. Die Klassenunterschiede sind auch heute noch stark ausgeprägt, und es ist immer noch üblich, dass Mitglieder der Aristokratie untereinander heiraten.
Darüber hinaus gibt es im ganzen Land Vereine und Clubs, die sich ausschließlich an Adelige richten. Es gibt eine enge Bindung an die katholische Kirche sowie ihre Ordensgemeinschaften. Italiens Adelstraditionen sind unglaublich vielfältig, und kein anderes Land in Europa hat eine so große Bandbreite: Der Norden ist städtisch-kaufmännisch geprägt; der ehemalige Kirchenstaat nepotisch; der Süden zeichnet sich durch die rückständig-feudale Fremdherrschaft aus, die über Jahrhunderte bestand.